Gabionen Stützmauer Statik berechnen

Wofür werden Gabionen eingesetzt

Zuerst möchten wir die Bedeutung und Verwendung des Begriffes Gabione oder Gabionen erklären. Das Wort Gabione kommt aus dem italienischen und bedeutet großer Käfig. Von diesem Wort lässt sich erst einmal noch kein Rückschluss auf eine Hangbefestigung oder Hangsicherung schließen. Doch in unserer Bauwelt handelt es sich bei Gabionen um ein Drahtgeflecht, welches mit Steinen gefüllt ist. Es handelt sich also damit um ein Bauteil, welches aus einzelnen Bauprodukten hergestellt wird, ähnlich wie Sie aus Dünnbettmörtel und Steinen eine Wand bauen. Ein Gabionen Drahtkorb mit Steinen gefüllt (ergibt Steinkörbe) und übereinander geschlichtet ergibt also eine Gabionenwand.

Verwendet werden diese unter anderem:

  • im Wasser- und Straßen/Wegebau als Gabionenwand, nur optischer Natur oder zur Hangbefestigung und Hangsicherung
  • Sicht- oder Lärmschutzanlagen als Gabionenwand
  • Hangbefestigung oder Hangsicherung
  • Stützmauer
  • Aufbau von Wällen oder Abfangelementen am Hang
  • Alternativen zu Betonfertigteilen 
  • Fassadengestaltung

Gabionen können bei entsprechender Anlage vielen Insekten, kleinen Reptilien und Säugetieren einen sicheren Unterschlupf bieten.

Da die Anwendungsmöglichkeiten vielfältig sind, ist es wichtig, dass Sie sich vor dem Bauen der Wände über die Statik Gedanken machen. Insbesondere bei Hangbefestigungen und einer Hangsicherung MUSS ein Nachweis durch einen Tragwerksplaner erstellt werden. Hier bekommen die Steinkörbe eine zusätzliche horizontale Last. Im Wort Hangsicherung steckt ja schon der Name der Funktion, welche die Gabionen erfüllen soll. Die Gabionenwand muss zur Hangbefestigung entweder derart schwer ausgeführt werden, das die Steinkörbe die Lasten aufnehmen können. Oder aber die Wand muss ins Erdreich rückverankert werden.

Warum wird für Gabionen eine statische Berechnung benötigt

Jeder Errichter einer baulichen Anlage ist in Deutschland verpflichtet die Anlage so zu errichten, dass keine Gefahr für Leib und Leben und öffentliche Sicherheit vorhanden ist. Soweit so gut, dies ist auch verständlich. Keiner will das durch eine gebaute Gabionenbegrenzung oder Hangsicherung eine andere Person Schaden erfährt. Mögliche Lastangriffe sind zum Beispiel der Wind welcher horizontal auf die Wand wirkt, oder eine Person welche sich an die Wand lehnt. Nicht außer acht gelassen werden darf auch, das nach heftigen Regenfällen der Boden aufweicht und die Körbe in sich versagen. Dies wäre dann der Nachweis des Fundamentes.

Meistens werden vom Bauherrn eine Vielzahl von Informationen zu diesem Thema eingeholt, doch der Statiker wird oft außer Acht gelassen. Das gleiche gilt auch für das örtliche Bauamt.
Die kompetente Beratung und Berechnung durch den Statiker, hilft bei der Planung und Umsetzung und schützt vor Fehlern und Haftungsansprüchen.

 

Systemhersteller geben dabei für sogenannte Gabionenzäune bis 2 m Höhe, Anweisungen für die Standsicherheit. Diese müssen dann zum Aufbau genau eingehalten werden. Insbesondere die Gründung ist gewissenhaft, nach Herstellerangaben, auszuführen. Bei Zweifeln bitten wir Sie einen Statiker zu beteiligen.

Immer dann, wenn der Hersteller keine statischen Vorgaben macht, ist es Zeit einen Statiker einzuschalten.

 

Was wird statisch berechnet

Vor Baubeginn, egal zu welchen Zweck, muss zuerst immer der Boden auf seine Festigkeit geprüft werden. Gabione haben ein enormes Gewicht. Auch bei einer Hangbefestigung muss der Boden des Hanges untersucht werden. Das gleiche gilt für Stützmauern. Denn je schwerer der Boden, desto mehr Last drückt auf die Stützmauer.

Gerade für sehr hohe Wände oder einer Hangsicherung müssen verschiedene Vorschriften und Normen eingehalten werden. Denn je höher eine Gabionenwand gebaut wird, desto mehr Lasten müssen in den Baugrund abgeleitet werden. Daher bietet der Handel auch verschiedene Größen von Gabionen und Stein, sowie die unterschiedlichsten Arten der Maschengitter, Maschenweite, sowie verschiedene Drahtstärken.

Der Verdichtungsgrad des Füllmaterials und der Einbauzustand der Distanzhalter sind entscheidend für den Verformungsgrad des Gabionenkorbes unter Belastung.  Zusammengefasst untersucht der Tragwerksplaner damit:

  • Baugrund (bei Zweifel muss Bodengutachter eingeschaltet werden)
  • Lasten welche aus der Gabionen Wand selbst resultieren
  • Drahtstärke und Dauerhaftigkeit der Drähte der Gabionen Wand
  • Füllmaterial und Verdichtungsgrad der Gabionen
  • Fundament und Entwässerung des  Fundamentes
  • Hinterfüllung (z. B. bei Stützmauer zur Hangsicherung)

Wurde die Gabionenwand mit Vorarbeiten und anhand der Statik aufgebaut, ist sie eine Wand, die lange Bestand hat. Dies erreichen Sie, wenn Sie vor dem Bauen einen Statiker einschalten.

 

Thema Baugenehmigung

 

Gabionen unterliegen in Deutschland speziellen Bauvorschriften der Bundesländer. Sofern die Gabionen eine Höhe von zwei Metern nicht überschreiten, ist in der Regel keine gesonderte Baugenehmigung erforderlich. Bitte informieren Sie sich darüber bei Ihrer örtlichen Baubehörde. Nur so können Sie sich sicher sein, ob ein Antrag auf Baugenehmigung benötigt wird.

Bei einer Hangsicherung, welche durch Gabione errichtet werden soll, muss immer ein Statiker eingeschalten werden.

In manchen Bundesländern (oder auch aus Bebauungsplänen) gibt es die Vorschrift, nach dem Bau von Gabionen die Sicht auf öffentliche Verkehrsflächen uneingeschränkt zu ermöglichen. Daher dürfen die Gabione in Vorgärten und unmittelbar an Straßen unter Umständen nur eine maximale Höhe von einem Meter aufweisen. Bitte informieren Sie sich auch zu diesem Punkt bei Ihrer örtlichen Baubehörde.

Die Vielzahl von möglichen Füllstoffen macht Gabionen zu einem interessanten und abwechslungsreichen Gestaltungselement – und das nicht zur zur Hangsicherung.

Wir beraten Sie gerne.

 

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